Von der Schwierigkeit richtig zu werben
Jedem ist sicher eindeutig klar: Wer ein Produkt verkaufen möchte muss dafür werben. Wer wirbt hat die Chance das Interesse jener Menschen zu wecken, die in die Zielgruppe seines Produktes fallen. Das gilt für Smartphones, Waschmaschinen oder Autos ebenso wie für Bücher. Auch Werbung für Bücher muss individuell gestaltet sein, dabei ist sie abhängig von der Art des Themas. Einen Fantasyroman wird anders beworben als ein Sachbuch. Genau hier beginnt meine ganz persönliche Reise durch den Dschungel der Werbemaßnahmen. Mein Erstlingswerk „Ohne Garantie – Nebenwirkungen inklusive!“ ist inzwischen ein Jahr (erschienen im März 2014) auf dem Markt und ich habe einige Erfahrungen sammeln dürfen was Werbung, Kundenkontakte und vor allem auch Meinungen betrifft.
Ich stelle inzwischen fest,
dass ein Roman offensichtlich deutlich einfacher zu bewerben ist als ein Sachbuch. Wer einen Roman geschrieben hat kann praktisch überall nach belieben werben. Das gilt prinzipiell auch für Sachbücher – mit kleinen Ausnahmen, wie ich feststellen musste. Handelt es sich um ein Sachbuch aus dem Bereich der Psychologie (in meinem Fall ein autobiografischer Ratgeber) wird es komplizierter. Auch wenn bei meinem ersten Buch weniger der finanzielle Aspekt im Vordergrund stand als vielmehr der Wunsch, ein eigenes Buch regulär im Buchhandel zu haben, so bleibt der kommerzielle Charakter natürlich bestehen. Dass mir das übel genommen werden könnte wäre mir nie in den Sinn gekommen, denn letztlich tat ich doch nur etwas, was jeder Buchautor macht. Daran würde sich sicher niemand stören – dachte ich. Nun, ich wurde eines Besseren belehrt.
Ich schrieb „Ohne Garantie – Nebenwirkungen inklusive!“ um anderen Menschen meine Erfahrungen mitzuteilen, in der Hoffnung, dass einige daraus einen Nutzen für sich ziehen können. Einige Leser konnten mir bereits bestätigen, dass ich dies auch erreicht habe – das freut mich natürlich. Um eine Hilfe zu sein reicht die Botschaft alleine nicht aus, es muss zunächst auch den Lesern – vornehmlich der Zielgruppe – bekanntgemacht werden. Das kann man auf zwei Wegen erreichen. Einerseits durch Mundpropaganda und andererseits mit Werbung. Ersteres funktioniert besser, je mehr Menschen von dem Buch berichten können. Die Werbung dient dazu, Menschen zu erreichen die außerhalb des Bekanntenkreises liegen. Was aber macht man als Autor, wenn gerade die so wichtige Werbung bei der Zielgruppe nicht funktioniert, da Werbung dort zum Teil vollkommen anders interpretiert wird, als man es erwarten würde?
Um auf den Punkt zu kommen: Als ich mein Buch versuchte dort zu bewerben wo ich meine Zielgruppe sah zeigte sich, dass einige dies als „Bereichern am Leid anderer“ betrachteten. Dieser Vorwurf schockierte mich zutiefst. Mein Leben lang war ich ein Mensch der für andere da war, der half wo er konnte und nichts dafür verlangte. Ich habe unzälige male meine persönlichen Bedürfnisse hinten angestellt um andere zu unterstützen. Dies habe ich – zeitweilig – sogar übertrieben und musste einen Mittelweg finden – auch darüber schrieb ich. Meine Texte sollte helfen, aufzeigen wie man sich das Leben erleichtern kann und wo die Fallstricke im Leben liegen können. Niemals würde ich auf die Idee kommen das Leid anderer aus reiner Profitgier – so der Vorwurf – auszunutzen. Gerade mir so etwas anzuheften empfand ich als sehr verletzend.
Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte stellte ich jedoch schnell fest, dass man diesen Vorwurf tatsächlich machen kann. Allerdings galt das nicht nur in meinem Fall sondern praktisch für jede Art von Literatur, welche hilfesuchenden Menschen unterstützen soll. Selbsthilfebücher jeglicher Art – und davon gibt es tausende – fallen in diese Kategorie und jedem Autor könnte man diesen Vorwurf machen. Allerdings stellt sich hierbei die Frage, ob diese Haltung gerechtfertigt ist. Immerhin zwingt man niemanden Geld für solch ein Buch auszugeben. Genau betrachtet könnte man diesen Vorwurf auch Apothekern und Ärzten machen oder Händlern für all den vielen Mittelchen die Verzweifelte für viel Geld kaufen, in der Hoffnung auf Hilfe. Aber ich möchte gar nicht so viele Vergleiche aufführen, ich denke es ist klar, worum es geht.
Hilfe wird heute vielfach im Internet gesucht. Dafür gibt es sogar Selbsthilfe-Foren und Plattformen von unzähligen kleinen und großen Organisationen. Das ist eine prima Sache, gerade für die Betroffenen. Es finden sich sogar einige Forenbeiträge in denen Listen mit Büchern geführt werden die andere für hilfreich halten. Hier stellte ich wiederum fest, dass es einen großen Unterschied macht ob jemand ein Buch welches er selbst las oder welches er empfohlen bekam weiterempfiehlt, oder ob der Autor sein eigenes Buch vorstellen möchte. In praktisch allen Fällen durfte ich als Autor in den Foren keinen werbenden Beitrag über mein Buch verfassen. Ich kann dies im Ansatz nachvollziehen, allerdings ist es dennoch ein Problem für beide Seiten. Der Autor erreicht potenzielle Leser nicht und die potenziellen Leser wissen nichts von dem Buch. Eine Situation ohne Gewinner. Während es zahlreiche Webseiten mit Buchvorstellungen auch für Autoren gibt, bleiben Autoren von Selbsthilfebüchern die Türen zu deren Zielgruppe größtenteils verschlossen.
Diese Erkenntnis macht mich betroffen, denn gerade Menschen die Hilfe benötigen und suchen werden so möglicherweise viele hilfreiche Bücher nicht finden können. Als Autor eines solchen Buches ist man somit noch mehr auf die Rezensionen der Leser angewiesen als mit irgendeinem anderen Produkt. Ebenso sind auch die potenziellen Leser darauf angewiesen, dass irgendwer ein Buch empfiehlt. Während sich ein guter Roman schnell herumspricht, wird man dies eher selten bei einem Selbsthilfebuch erleben. Autoren die in den Medien bereits present sind haben es hier deutlich leichter. In den letzten Jahren sind die Verkaufszahlen solcher Bücher explosionsartig gestiegen – soweit Autor oder Autorin bereits durch TV und Live-Auftritte bekannt war. Kritisiert werden sie dennoch, das lässt sich nicht vermeiden.
Abschließend stelle ich mir die Frage wie man es besser machen könnte, wie man als Sachbuchautor in diesem Bereich die Leser erreichen kann ohne in Verruf zu geraten. Ich schreibe seit vielen Jahren kostenfreie Artikel in verschiedenen Internetforen und gebe bei Bedarf auch persönliche Hilfestellungen. Dies wird gern gesehen, in Anspruch genommen und auch positiv bewertet. Wie ich ein kommerzielles Produkt in diesem Bereich vermarkten kann, hat sich mir auch nach einem Jahr noch nicht klar erschlossen. Das Buch deshalb vom Markt zu nehmen wäre kontraproduktiv und stünde zudem im Gegensatz zu meiner Grundhaltung. Auf der Stelle treten und sich wegen Werbemaßnahmen ständig rechtfertigen zu müssen macht allerdings auch keine Freude und ebensowenig Sinn. Aufgeben ist keine Option. Noch habe ich die Hoffnung auf einen guten Einfall oder aber jemand hat hierfür eine gute Idee, ich wäre dafür offen.